Das kleine Teehaus

von John Patrick nach dem Roman von Vern Snyder

Nachdem die Japaner im Sommer 1945 endgültig von den Amerikanern besiegt worden waren, setzte man eine Militärregierung unter dem Befehl von General MacArthur ein, deren Ziel es war, „alle autoritären Kräfte auszumerzen und die Menschen zur Demokratie zu erziehen“.

Zu diesem Zeitpunkt spielt unser Stück. Als Ort wählte der Autor die Insel Okinawa, Teil einer kleinen Inselgruppe (den Riukiu-Inseln), weit südlich der vier japanischen Hauptinseln im Pazifischen Ozean gelegen. Eigentlich hätte sie nie Bekanntheit erlangt, wäre sie nicht im Juni 1945 Schauplatz der letzten großen Schlacht im Pazifik gewesen.

Hier nun prallen zwei verschiedene Welten aufeinander: die militärisch-strenge der Amerikaner und die feinsinnig-gelassene der Japaner. Im Zusammentreffen der verschiedenen Kulturen, Denk- und Lebensweisen entwickelt das Stück auf eine sehr subtile Weise seinen köstlichen Humor.

 

Repräsentant der amerikanischen Militärmacht auf Okinawa ist Oberst Purdy. Die Einführung der Demokratie als das ihm verordnete Ziel verfolgt er mit aller Gewalt, wobei ihm allerdings oft Über- und Durchblick abhanden kommen. Als Lohn für seine Mühen träumt er von seiner Ernennung zum General.

 

Zur Unterstützung wird ihm von Washington Captain Fisby geschickt, dem er gleich die Aufgabe übergibt, in einem entlegenen Ort der Insel, in Tobiki, den Plan B – Washingtons detaillierten Plan zu Demokratisierung – durchzuführen. Nun stellt sich aber heraus, dass Captain Fisby nicht der erwartete Super-Mann von der Psychologischen Kriegsführung ist, sondern ein vielmehr absolut unmilitärischer Typ, der wegen Unfähigkeit von einer Abteilung zur anderen geschoben wurde.

 

So kommt es, wie es kommen muss: Die Demokratisierung Tobikis entwickelt ihre Eigendynamik.Unter dem Einfluss des liebenswürdigen, aber „schlitzohrigen“ japanischen Dolmetschers Sakini lässt sich Fisby immer mehr auf die Denk- und Lebensweise der Einheimischen ein. Statt einer demokratischen Frauenliga wird eine Geisha-Schule gegründet, statt eines Schulhauses entsteht ein Teehaus. Selbst der Psychiater Dr. McLean, von dem misstrauischen Oberst Purdy nach Tobiki geschickt, kann diesen Prozess nicht aufhalten, im Gegenteil. Die strikte Durchführung des Plan B verliert auch für ihn an Bedeutung, als er hier die Chance sieht, endlich seinen Traum von ökologischer Landwirtschaft zu realisieren. Als sich zudem die Möglichkeit einer einheimischen Brandy-Produktion ergibt, scheint auch der wirtschaftliche Aufschwung Tobikis gesichert. Brandy findet bei der amerikanischen Besatzungsarmee immer Absatz, im Gegensatz zu den vorher angebotenen Erzeugnissen des einheimischen Kustgewerbes.

Zum Eklat kommt es endlich, als Purdy selbst auftaucht, um die „Erfolge“ des Plan B zu inspizieren. Für ihn bricht eine Welt zusammen. Unzucht und Trunksucht haben sich in seinen Augen hier breit gemacht. Das Ansehen der Nation ist besudelt und seine Karriere beendet.

Doch da setzt eine überraschende Wende ein. Was geschieht, verraten wir nicht. Wer von Ihnen es aber unbedingt wissen möchte, der kann ja bei dem Besuch einer Aufführung auf unserer schönen Freilichtbühne im Sommer sehen, wie diese schwierige Situation gelöst wird.