Unser Gründer
»Jedes Vereinsmitglied ist gleich wichtig – egal ob es auf oder hinter der Bühne mitarbeitet.«

 

Pfarrer Wilhelm Gruber

Pfarrer Wilhelm Gruber

Gründer der Freilichtspiele Katzweiler

Die Straße seines Lebens begann in Albisheim an der Eis, wo Wilhelm Gruber am 4. März 1903 geboren wurde. Das Elternhaus ermöglichte dem lebhaften Jungen das Abitur am Humanistischen Gymnasium in Neustadt an der Hardt und das Studium der Naturwissenschaften in Heidelberg und Würzburg. Mitte der Zwanziger Jahre wanderte der staatlich geprüfte junge Chemiker nach Brasilien aus; erfuhr Wohl und Weh des Abenteuers, die Freundschaft der deutschen Siedler von St. Catarina. Auf Wunsch des Gesangsvereins der Kolonie verfaßte Gruber ein „Stück zum Aufführen“. Er nannte es „Schicksalswalten“, inszenierte den Erstling unter Palmen auf roh gezimmerten Brettern.

 

Der Entschluss, Gott und den Menschen durch Wortverkündigung zu dienen, führte zur Heimreise – zum Studium der Theologie in Bonn, Berlin und Tübingen.

Christliches Glaubensbekenntnis und Weiterleben begleiteten den angehenden Ortsgeistlichen nach Breitfurt im Bliestal. Dort nahm der pfälzische Pfarrer mit der Jugendarbeit Feder und Regie fürs Laienspiel auf, weckte in den Bergmannsfamilien Sinn un Freude an gemeinsamer Freizeitgestaltung, Mitarbeit am Bau der Felsenbühne, die bis zu ihrem Zerfall 1945 als kulturelles Elexier das Dorf und seine Umgebung belebte. Von nun an zog sich zweifache Berufung im geistlichen und geistigen Dienst wie ein roter Faden durch W. Grubers Wirken an den ihm anvertrauten Gemeinden. Zunächst prägten „helfen und heilen“ vier jahre Flüchtlingsseelsorge. Vor dem Hintergrund des verlorenen Weltkrieges, der Vertrieben-Tragödie tat sich auf diesem Arbeitsfeld eine Motivquelle auf, aus der Grubers volkstümliche Bühnendichtungen schöpfte. Sie reifte in Katzweiler, jener Station im geistlichen Stand, die das Ortgeschehen, die Pfalz, als Freilichtspielgemeinden von der Nordsee bis zum Südtiroler Alpenrand bereichern sollte.

So entstand zwischen 1949- 1969 Grubers Lebenswerk in Gehalt und Gestalt der Waldbühne im Lautertal, das in der Eselsdelle eine Naturbühne von unvergänglichem Zauber auswies. Der Weg zum ersten Sommerspiel 1951 war gepflastert mit Mühe, Rückschläge, mit überzeugendem Idealismus der freiwilligen Helfer aus der nun ständig wachsenden kirchlichen und politischen Gemeinde. Ihr galten nüchternen Sachverstand in Fragen der Existenzsorgen der Neubürger, die im Glauben praktizierenden Hilfen im Alltag des Pfarrers im Amt und auf der Kanzel. Gleichzeitig entfaltete sich Grubers geistige Habe in rund 30 volkstümlichen Bühnenstücken, deren literarische Erfindung auf historische, sozialkritischen und aktuellen Anlässen beruhten. Symbol und Zeichen der Zeit setzen – stellvertretend für viele Themen „Die neue Heimat“ eine Siedlergeschichte vom Kühbörnscheshof. „Er ruf dich“ als Heimkehrerschicksal, „Und hätte der Liebe nicht“ ein Problemstück von Arbeit – Pflicht und Liebe, „Die große Not“ „Unter dem stählernen Kreuz“, eine auseinandersetzung mit der tötlichen Konsequenz der Kernwaffe.

 

Wo die Tat nicht spricht – wird das Wort nicht helfen – aus „Elisabeth – Märtyrerin von der Wartburg“, war Leitmotiv ganzheitlichen Daseins für die Menschen. Ihr Geschick, ihre Sehnsucht hielten Wilhelm Gruber im Geschirr zwischen Kanzel – Schreibtisch – Regiepult, Seelsorge – Verbandsarbeit – im deutschen Freilichtbühnenwesen und internationaler Ökumene, gelebt in der Freundschaft zur Waldbühne Ahmsen im katholischen Emsland, verwirklich in den Predigten im südtiroler Grödner Tal, wohin der Auftrag des Aussenamtes der evalngelischen Kirche Pfarrer Gruber 1969 führte. „Schicksalswalten“, einst Erstling aus brasiliens Urwald, lenkte stets die Straße des Mannes, der sich zu Gott bekannte auf den Kanzeln seiner Gemeinden – von Breitfurt bis zu den Gebirgkapellen und auf den Theaterbühnen unter freiem Himmel, die seine erlösenden Stücke aufführten. Seelische Erneueerung im volkstümlichen Spiel trug Gruber nach Breitfurt, formte zukunftsrichtig Katzweiler, wurde verstanden in Runkel an der Lahn, in Freudenberg an der Sieg, sürmisch gefeiert in Ahmsen im Emsland, als „Anwalt der Freilichtbühne“ in Lohne, in Oldenburg klassifiziert, im „Andreas-Hofer-Haus“ in Südtirol als Freund empfangen. Bei zarter Statue gingen die Jahre doppelter schöpferischer Arbeit nicht spurlos an oft angegriffener Gesundheit vorrüber. Das kleine Amt Rumbach im Pfälzer Felsenland. Der Aufenthalt im milden Klima Südtirols brachten Erholung und neue Stücke, 1968 die Aufführung „Feuer über der Heimat“ das Jubiläumsspiel zur 150 Jahr Feier des Landkreises Kaiserslautern. Der Gruber mit dem großen Wappenschild ausgezeichnet hatte. Die nachösterliche Gastrede 1969 auf der Otterbacher Kanzel befand sich schon auf dem letzten Stück Lebensstraße.

Am Vorabend von Pfingsten, das Fest zweifacher Erwartungsfreude erlöste ihn Gottes Abruf von seinem geduldig ertragenden tückischen Leiden. Über 100 Menschen aus Saarpfälzischen, West- und Südpfälzischen Kirchengemeinden gaben Pfarrer Gruber am 28. Mai das letzte Geleid. Die neugothische Kirche in Erlenbach fasste die Traueernden nicht mehr bis auf die Dorfstraße standen Freunde und Vereherer aus allen Teilen des Landes, für das er als Vater der Waldbühne Katzweiler bleibendes schuf. Wilhelm Gruber lebt. Er ist nicht tot, solange die Botschaften seiner Volksdramen im Sommer über die Bühnen unter freiem Himmel Akteure und Zuschauer zum gemeinsem Erlebnis rufen.

M. Schmitt-Rilling